Publikation 10/06/201110.6.2011, BUSINESS + LOGISTIC
KOSTENFALLE BANKSPESEN
Bankspesen scheinen Finanzverantwortlichen oft als notwendiges Übel, das mit dem Unterhalt von Konten bei der eigenen Bank zwangsläufig einhergeht. Dabei könnten die Kosten mit Nachverhandlungen auch hier optimiert werden.
Erfreulich ist, dass die Umsätze in österreichischen Unternehmen nach der Wirtschaftskrise Großteils wieder steigen. Weniger erfreulich ist aber, dass viele Unternehmen, aufgrund der in der Wirtschaftskrise ausgeweiteten Zahlungsziele sowie der immer schlechteren Zahlungsmoral vieler Kunden, einen immer höheren Finanzierungsbedarf haben. Die Finanzierungsmöglichkeiten haben sich aber für die Unternehmen drastisch verschlechtert da die seit der Wirtschaftskrise verstärkt umgesetzten Basel III-Bestimmungen zu langen Kreditaufnahmeprozeduren (teilweise über 18 Monate) und damit höheren Kosten führen. Auch die Kreditzinsen selbst entwickeln sich zu Ungunsten der Kreditnehmer, da sich die Schere zwischen Leitzinsen und tatsächlichen Kreditzinsen auseinanderentwickelt hat. Außerdem heben Banken neben den Kreditzinsen auch noch weitere Kreditbearbeitungsgebühren sowie Gebühren im Zahlungsverkehr ein, die sich am Quartalsende häufig negativ in den Bilanzen widerspiegeln.
Höhere Spannen und Spesen
Auffallend ist, dass die Banken im Laufe der letzten zwei Jahre die Zinsen für Kredite nur in einem geringen Ausmaß gesenkt haben, obwohl die Leitzinsen seitens der Europäischen Zentralbank seit 2008 stark herabgesetzt und erst zuletzt wieder sehr leicht erhöht wurden. Betrugen die Leitzinsen im Oktober 2008 noch 4,25%, so stehen diese heute bei einem Wert von 1,25%. Während die Leitzinsen um 3% gesenkt wurden, sind die durchschnittlichen Zinsen für Unternehmenskredite im selben Zeitraum nur unterproportional um ca. 1,6 – 1,8% gesenkt worden. Die Banken haben also ihre Spannen erhöht und damit die gestiegenen Refinanzierungskosten auf die Unternehmen abgewälzt. Das Augenmerk darf allerdings nicht nur auf die Zinsen gerichtet sein. Denn selbst wenn es gelingt niedrige Zinsen zu verhandeln erweisen sich die Kreditangebote oft doch als teuer. Versteckte Bearbeitungsgebühren belaufen sich auf bis zu 2,5% der Kreditsumme und werden häufig bei Kreditvergleichen kaum berücksichtigt.
Details bitte
„Neben den Gebühren und Zinsen bei Krediten sind die unzähligen Gebühren und Spesen im Zahlungsverkehr die mit Abstand größte Kostenfalle. Hinzu kommt, dass Banken in der Regel keine Aufstellungen über die verrechneten Gebühren zur Verfügung stellen und Kunden daher oft nicht wissen wofür die Kosten im Detail verrechnet wurden. “ sagt Klemens Figlhuber, Geschäftsführer der auf Einkaufsoptimierung spezialisierten Spring Procurement GmbH. Am Quartalsende gibt es oft böse Überraschungen, wenn man die hohen Buchungszeilengebühren, Umsatzsummenprovisionen, Portokosten, Überziehungszinsen, Fremdwährungswechselspesen, etc. vor Augen hat.
Diskussionsstoff "Valuta"
Aktuell sorgen auch die Dauer von Banküberweisungen, die sogenannten Valutatage, für Diskussionsstoff. Ab 2012 werden einheitliche Überweisungsdauern im Zuge der SEPA-Standards europaweit von einem Tag festgelegt. Bis dahin können Banken länger als nötig zu ihren Gunsten über das Geld verfügen. Selbst Überweisungen innerhalb der Hausbank werden manchmal über einen Tag verzögert weitergegeben und Überweisungen im Inland zu anderen Banken dauern oft 3 Tage.
Optimieren von Bankkonditionen
Nachverhandeln lohnt sich in jedem Fall. Besonders bei den Kredit-Bearbeitungsgebühren können durch geschicktes Verhandeln signifikante Einsparungen lukriert werden. Eine Reduktion der Bearbeitungsgebühren auf bis zu 0,5% der Kreditsumme, was eine Einsparung von bis zu 80% darstellt, ist möglich.
Verbessern durch Verhandeln. Auch bei den Kontokonditionen und Valutatagen sind signifikante Verbesserungen zu erzielen. „Ein guter Einkäufer im Finanzbereich unterzieht sämtliche Posten einer genauen Marktüberprüfung und kann damit deutliche Einsparungen erzielen“ ist Figlhuber überzeugt. Die Banken verfügen über einen teilweise beachtlichen Spielraum hinsichtlich der Konditionen. Trotz des durchschnittlichen Einsparungspotenzials von 50-70% bei Spesenverhandlungen werden diese Potenziale selten ausgeschöpft, da nur wenige Unternehmen in Nachverhandlungen gehen. Einerseits aufgrund der mangelnden Marktkenntnis und Intransparenz aber auch weil Bankverhandlungen für viele Unternehmen ein heikles Thema sind. Die Unternehmen sind an die Finanzierungsmittel angewiesen, sollten aber dennoch auch in diesem Bereich die Kosten genauestens hinterfragen. Aufgrund der Sensibilität sollte jeder Verhandlungsschritt nur unter Beachtung der Gesamtunternehmensstrategie und mit der gebotenen Professionalität erfolgen. Dann lassen sich marktübliche Konditionen sowie Sicherheit bei zukünftigen Finanzierungsbedarfen vereinen.
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